Behindertenarbeit
Grundwerte
E-Qalin ist ein umfassendes, innovatives, dynamisches Qualitätsmanagementsystem für soziale, sozialpsychologische und sozialmedizinische Dienste für Menschen mit Behinderung in Europa. Es beruht auf dem Prinzip der kontinuierlichen Verbesserung durch die Einbeziehung aller AkteurInnen, die an der Planung, Organisation und Erbringung von sozialen Dienstleistungen beteiligt sind. Um der grundlegenden Charakteristik von sozialen Dienstleistungen, deren KlientInnen immer auch Ko-ProduzentInnen der erzielten Ergebnisse sind, Rechnung zu tragen, gilt ein besonderes Augenmerk der Einbeziehung und Beteiligung von KlientInnen und deren Familien bzw. sozialen Netzwerken.
Bei der Entwicklung von E-Qalin wurden Grundwerte definiert, an denen sich die gesamte Methodik orientiert. E-Qalin basiert auf den fundamentalen Prinzipien der Menschenrechte, der Europäischen Sozialcharta und den Prinzipien der Chancengleichheit, des selbstbestimmten Lebens und der Normalisierung sowie der umfassenden Inklusion von Menschen mit Behinderungen. Diese Orientierung wird beispielsweise in der Empfehlung 1592 (2003) des Europarates zur sozialen Eingliederung von Menschen mit Behinderungen und in dem „Übereinkommen der Vereinten Nationen über die Rechte von Menschen mit Behinderung“ (2006) rechtlich untermauert.
Prozess
Der durch das E-Qalin Modell initiierte Veränderungsprozess hat nicht zum Ziel, bestehende und gut funktionierende Strukturen und Prozesse zu verwerfen und durch neue zu ersetzen. Das E-Qalin Modell hinterfragt vielmehr, welche Strukturen, Prozesse und Ergebnisse erfolgreich und sinnvoll sind (Warum?), und darüber hinaus, welche verbesserungswürdig sein könnten. Dabei legen die Beteiligten selbst fest, was sie verändern möchten, und sie bestimmen auch den Zeitrahmen für Veränderungsmaßnahmen.
Das Modell passt sich dabei der jeweiligen Einrichtung ganz individuell an. Gefragt wird nach Regelkreisen und eventuellen Lücken in der bestehenden Organisation von Prozessen bzw. in der Gestaltung von Strukturen. Daher werden ganz bewusst weder im Modell noch im Handbuch konkrete Beispiele von Umsetzungs- oder Verbesserungsmaßnahmen aufgeführt. Das E-Qalin Modell fordert die AnwenderInnen auf zu reflektieren, wie Ziele erreicht bzw. Regelkreise sinnvoll geschlossen werden können. Durch diesen Freiraum steht es den Beteiligten offen zu entscheiden, welche Instrumente sie einsetzen können oder möchten (z. B. Einsatz von Führungsinstrumenten, Kennzahlensystemen).
Eine transparente Planung und Umsetzung der E-Qalin Selbstbewertung ist zentrale Aufgabe des Managements bzw. der E-Qalin ProzessmanagerInnen. Die Kommunikation und Information der Betroffenen, vor allem zu Beginn und am Ende der Selbstbewertung, sind kritische Erfolgsfaktoren. Im Anschluss an die Selbstbewertung ist die Leitung für die Gewährleistung eines professionellen und kontinuierlichen Verbesserungsprozesses (zur Umsetzung der definierten Verbesserungsmaßnahmen) verantwortlich.
Struktur des Modells
Beim E-Qalin Modell sind einerseits die Strukturen und Prozesse in einem Alten- und Pflegeheim und andererseits die Ergebnisse die tragenden Säulen, auf die sich das Modell stützt und die für die Darstellung der Weiterentwicklung einer Organisation herangezogen werden. Die Ergebnisse verstehen sich dabei als Kennzahlen und somit als quantifizierbare Größen. Die beiden Säulen sollen verdeutlichen, dass das E-Qalin Modell der Prozess- und der Ergebnisorientierung den gleichen Stellenwert beimisst.
Die Strukturen & Prozesse umfassen Vorgehensweisen, Instrumente und Grundsätze der Organisation. Hier fragt das Modell nach dem WAS, WER und WIE in dem Alten- und Pflegeheim. Dem gegenüber stehen die Ergebnisse, die aus den in den Perspektiven beschriebenen Aktivitäten gewonnen werden. Im E-Qalin Modell geht es um die Qualität von Strukturen, Prozessen und Ergebnissen und den Umgang damit. Es ist nicht Ziel des Modells, Vorgaben zu definieren, wie Alten- und Pflegeheime aufgebaut und organisiert sein sollen. Diese Offenheit soll ermöglichen, für unterschiedlichste Organisationen anwendbar zu sein.